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Wenn das Leben nur noch wenig Zeit lässt

Autorenbild: Sarah BauernhoferSarah Bauernhofer

Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die man nicht für möglich hält. Geschichten, die berühren, die ins Herz treffen und die zeigen, wie wertvoll jeder Moment ist. Diese Geschichte beginnt an einem Samstagabend um 20:35 Uhr.



Ich saß gemütlich bei einem Jauserl, der Tag war fast geschafft, als mein Handy plötzlich aufleuchtete. Normalerweise sind meine Benachrichtigungen aus, aber an diesem Abend sollte es wohl anders sein.


Die Nachricht kam von einer zweifachen Mama. Sie war gerade aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen, von einem Besuch bei ihrem Partner, der auf der Palliativstation lag. Knapp über 40. Vor zwei Monaten noch mitten im Leben. Jetzt mit einer unheilbaren Krebsdiagnose konfrontiert. Sein letzter Wunsch? Nicht eine Reise an einen weit entfernten Ort. Nicht ein großes Event oder ein Geschenk. Er wollte sie heiraten.


Und genau deshalb schrieb sie mir. Ob ich ihr mit #vmzm helfen könnte, eine Standesbeamtin für den nächsten Tag zu finden. Für Sonntag. Kurzfristiger ging es nicht. Unmöglich, dachte ich im ersten Moment.


Doch dann kam dieses Gefühl. Das Gefühl, das mich bei „Von Mama zu Mama“ fast immer begleitet. Dieses Kribbeln, diese Gewissheit: Geht nicht, gibt’s nicht!


Ich begann sofort, alles in Bewegung zu setzen. Ich schrieb eine Frau an, von denen ich wusste, dass sie für die zuständige Gemeinde arbeitet. Sie antwortete sofort und half mir denken. Dann gab mir meine Mama einen wertvollen Tipp: „Schreib doch gleich die Standesbeamtin an!“ Gute Idee. Wir waren über Facebook und Instagram befreundet. Ich bombardierte sie auf drei Kanälen gleichzeitig. Aber sie las die Nachricht nicht.

Nächster Versuch: Ich schrieb die Frau des Bürgermeisters der zuständigen Gemeinde an. Auch keine Reaktion... Ich recherchierte die Nummer des Bürgermeisters selbst. Keine Antwort.

Keine Reaktion ist auch legitim. Es war immerhin Samstagabend. Familienzeit, Ruhe, Freizeit. Momente, in denen das Handy einfach mal zur Seite gelegt wird. Und langsam sah es so aus, als würde ich mich doch dem „Geht nicht“ nähern.


In dieser Nacht schlief ich schlecht. Ich dachte an die Kinder, die bald ihren Papa verlieren würden. Ich dachte daran, wie schnell es vorbei sein kann. Wie es sich wohl anfühlt, wenn man weiß, dass einem nur noch wenig Zeit bleibt und einen einzigen, letzten Wunsch hat.


UND DANN KAM DER ANRUF

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, kreiste mein Kopf weiter um die Frage: „WARUM, ZUM KUCKUCK, liest keiner meine Nachrichten?!“ Dann, plötzlich, das erlösende Klingeln.

Die Standesbeamtin!

Sie wusste natürlich längst Bescheid, immerhin hatte ich sie auf drei Plattformen angeschrieben. Und dann sagte sie den Satz, den ich so sehr hören wollte: „Ja, Sarah, das machen wir!“ Auch vom Bürgermeister kam dann eine Nachricht mit seinem "Segen".


Die Standesbeamtin packte ihre Sachen zusammen, fuhr ins Standesamt und um 15:00 Uhr, keine 19 Stunden nach der ersten Nachricht zu dieser Sache, wurde dieser eine, letzte Wunsch erfüllt. Er hielt ihre Hand. Sie sagte „Ja“. Ein Moment, der für immer bleibt.


Die Kosten für die Ausstellung der Heiratsurkunde übernahm „Von Mama zu Mama“ und auch die Blumenfrage ließ mich nicht los. Ich wusste, dass eine Verwandte der Standesbeamtin ein Blumengeschäft besitzt. Also war ich so „frech“ und fragte: „Könnte sie vielleicht einen Strauß Rosen ins Krankenhaus bringen?“ Natürlich konnte sie. 30 Rosen als Überraschung für das frisch vermählte Paar, mit den besten Wünschen von #vmzm. Und so wurde aus einer schier unmöglichen Idee eine Herzensrealität.



WAS BLEIBT?

Ich werde diesen Samstagabend nie vergessen. Ich werde nie vergessen, wie sich „Geht nicht gibt’s nicht“ wieder einmal bewahrheitet hat. Und ich werde nie vergessen, dass Menschlichkeit in ihrer reinsten Form genau das ist: Da sein. Möglich machen. Handeln.


Danke an alle, die hier mitgewirkt haben. Danke von ganzem Herzen.


Ein paar Tage später, nicht mal an einer Hand abzuzählen, verstarb der Mann.

Ich bin so dankbar, dass dieser Wunsch möglich gemacht wurde. Dass sie sich noch einmal tief in die Augen schauen, „Ja“ zueinander sagen und sich als Mann und Frau verabschieden konnten. Er ist nicht mehr hier. Doch sie durfte seine Frau werden. Nun tragen sie und seine Kinder seinen Namen. Er wird von oben - oder von wo auch immer - über sie wachen.

Seine Liebe bleibt. Für immer.





 
 
 

7 Comments


Sarah
Feb 26

Ist das traurig und schön! Solche Geschichten schreibt nur das Leben. Danke für dein Wirken.

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Sonja
Feb 25

Ich hab Gänsehaut und Tränen in den Augen...

Danke!

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K.M.
Feb 25

Sarah - dein Einsatz begeistert mich immer wieder aufs neue. Schön dass es dich gibt!

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Tina
Feb 25

Das führt einem mal wieder vor Augen, dass man wirklich jeden Moment genießen und man einfach mal dankbar für seine Gesundheit sein soll.


Eine unfassbar berührende Geschichte.

Edited
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Jaqueline
Feb 25

Was für eine unfassbar traurige und berührende Geschichte. Gänsehaut Moment

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Von Mama zu Mama

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